Kraftstoffverbrauch - Tipps vom Vollprofi
Was können Sie tun, damit der Kraftstoffverbrauch beim Autofahren sinkt? Es sind oft einfache Dinge, die doch einiges ausmachen. Hier finden Sie klassische und wenig bekannte Tricks zum Sprit sparen.
Wie man bei den rekordverdächtigen Spritpreisen dem Geldbeutel und auch der Umwelt einen Gefallen tut:
Im Überblick klassische und wenig bekannte Tricks für Benzin- und Dieselautos vom Vollprofi.
Wie viel verbraucht Ihr Auto?
Wer Sprit sparen will, sollte zuerst einmal ausrechnen, wie viel sein Auto braucht. Dazu tankt man voll, stellt den Tageskilometerzähler auf null, fährt danach am besten zumindest 300 Kilometer und tankt dann wieder voll. Zum Ausrechnen hängt man am einfachsten zwei "0" an (z.B.: aus 32 Litern werden 3200) und dividiert diese Zahl durch die gefahrenen Kilometer. Bei 420 km ergeben sich so zum Beispiel 7,62 Liter/100 km.
Für Österreichs Spritspar-Weltmeister, den Innsbrucker Auto-Journalisten Gerhard Plattner, ist dies das kleine Einmaleins. Früher fuhr er Rallyes, heute testet er die neuen Fahrzeuge der Autohersteller und stellt so erstaunliche Praxisrekorde auf, wie die Urlaubsfahrt "Salzburg-Jesolo" mit nur 4,28 Litern auf 100 Kilometer mit einem gewöhnlichen Golf Plus TDI mit Dachbox.
Plattner: ""Es sind oft einfache Dinge, die doch einiges ausmachen. Wer im Urlaub Sprit sparen will, sollte zum Beispiel die geplante Route mit stehendem Motor im Vorhinein austüfteln und nicht erst an der entscheidenden Kreuzung im Leerlauf."
Beim Tanken "dem Auto zuliebe" eine höhere Oktanzahl (z.B. 95 statt 91) zu wählen, freut nur den Tankwart und bringt beim Verbrauch im Vergleich zu den Mehrkosten des teureren Benzins nichts, genauso wie "höherwertiger" Diesel, wie er jetzt von einigen Treibstofffirmen beworben wird, sich nur im Preis wirklich bemerkbar macht, auch wenn der Verbrauch minimal sinkt.
Kraftstoffverbrauch in der Stadt
In der Stadt lässt es sich besonders gut Sprit sparen: Erstens ist dort der Kraftstoffverbrauch am höchsten, zweitens spielen beim Schlängeln und Staustehen die Gasfuß-Emotionen eine besonders große Rolle. "Spritsparen sollte man wie einen Sport ansehen", so Experte Gerhard Plattner: "Ein wenig Ehrgeiz schadet nicht, und gesund ist es außerdem."
15 bis 20 Prozent des Verbrauchs hängen allein von der Fahrweise ab: An roten Ampeln ist nichts zu ändern, aber man kann in den Leerlauf gehen, sobald klar ist, dass man es nicht mehr schafft. Und wenn das Heranrollen der letzten Meter zusammen mit der Rot-Phase mehr als 20 Sekunden dauert: Motor aus! Aber Vorsicht: Auch die Bremskraftverstärkung lässt dann nach.
Plattner: "Wenn es dann nur 15 Sekunden sind, ist das auch nicht schlimm. Besser man schätzt zweimal falsch, dafür zehnmal richtig. In deutschen Städten hat man oft eine Sekundenanzeige neben der Ampel, die herunterzählt, wann es grün wird, oder ein blaues Lämpchen, das anzeigt, ob sich das Motorabdrehen lohnt."
Zwei Spar-Tipps für Extreme: Die meisten Dieselautos können im Leerlauf, nur durch gefühlvolles Schalten der Gänge, bis auf 50 km/h beschleunigt werden. Wenn beim Rollen ohne Motor die Ampel auf Grün springt, den Motor lieber per Zündschlüssel starten, nicht durch Gangeinlegen. Das bremst nämlich das Auto auch unnötig ab.
Kraftstoffverbrauch auf der Autobahn
Am wenigsten verbraucht ein Auto im höchsten Gang bei einer Drehzahl von 2000 bis 3000 Umdrehungen, erklärt Spritspar-Rekordfahrer Gerhard Plattner: "Das ergibt meistens ca. 110 km/h. Darüber steigt auch der Luftwiderstand kräftig. Jeder sollte einmal eine Autobahnfahrt lang ausprobieren, wie entspannt es sich bei dem Tempo reist und wie viel Benzin man spart."
Rastpausen sollten aus Spritsparer-Sicht nie so lange sein, dass der Motor ganz auskühlt. Beim Wiederauffahren auf die Autobahn zügig beschleunigen und bei 2800 bis 3000 Umdrehungen schalten. Volles Durchtreten des Gaspedals ist immer schlecht: Da bekommt der Motor mehr Treibstoff, als er verbrennen kann.
Auf übersichtlichen, ebenen Strecken kann man auch den Windschatten eines Lkw nützen. Plattner: "Etwa 30 Meter hinter einem Laster entsteht ein richtiger Sog. Ich habe das einmal in den USA mit einem Golf ausprobiert. Der Kraftstoffverbrauch sank um zwei Liter. Leider ist das bei uns schwierig, weil sich bei 30 Meter Abstand oft noch einer dazwischen zwickt. Meist ist sowieso das eigene Tempo gescheiter. Das erspart oft beim Überholen und Einordnen plötzliche Bremsmanöver."
Auch im Tunnel sinkt übrigens der Luftwiderstand. Fährt man durch eine lange, abschüssige Autobahnröhre, kann man das Auto oft im Leerlauf bei gleichbleibendem Tempo rollen lassen.
Kraftstoffverbrauch im Gebirge
Treibstoff zu sparen beim Bergauffahren ist auch für Vollprofis wie den Innsbrucker Spritspar-Weltmeister Gerhard Plattner schwierig: "Wenn möglich sollte man eher am abschüssigen Gegenhang noch einmal Gas geben und dann beim Bergauffahren die Stellung des Gaspedals nicht mehr verändern, auch wenn's ein bisserl langsamer wird. Beschleunigen beim Bergauffahren frisst wirklich sehr viel Sprit! Deshalb ist es ganz besonders wichtig, vorausschauend zu fahren."
Wer bergauf geschickt fährt, wird verbrauchsmäßig bergab belohnt: Auch bei Tempo 100 kann man bergab in den Leerlauf gehen. Wenig bekannt ist: Wenn das Gefälle steil genug ist, um einen Gang eingelegt zu lassen, ohne damit den Pkw herunter zu bremsen, spart man bei Dieselautos und Benzin-Einspritzer-Pkws mehr als mit dem Leerlauf-Trick. Der Motor erkennt, dass kein Treibstoff mehr nötig ist und dreht die Zufuhr bis zum nächsten Gas geben ab.
Aber bitte niemals beim Spritspar-Sport die Sicherheit vergessen: Bei engeren Kurven unbedingt wieder einkuppeln, und auf keinen Fall beim Bergabfahren den Motor abstellen. Das plötzliche Aussetzen der Verstärker für Lenkrad und Bremspedal kann zu bösen Unfällen führen.
Wer Gebirgsstrecken vermeiden kann, sollte das tun: In der Höhe fällt auch die Motorleistung ab. Die Folge: Man gibt auch mehr Gas.