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Leisere Autos um jeden Preis

31 Dezember, 2013

Speziell im Bereich der Automobilantriebe liegt der Fokus der Fahrzeughersteller auf Reibungsarmut und Geräuschlosigkeit der einzelnen angelieferten Systemkomponenten.


Lärm macht krank. Strengere Richtlinien gegen den Geräuschpegel von Autos fordern die Parlamentarier im EU-Umweltausschuss. Sie haben einen Gesetzesvorschlag eingebracht, der vorsieht, den durchschnittlichen Lärmpegel von Pkw von derzeit 74 Dezibel (dBA) auf nur noch 68 Dezibel (dBA) innerhalb von zwölf Jahren zu senken. Die Aktivitäten im Ringen um geräuscharme Fahrzeuge sind seit Jahren hoch, weil Innenraum- und Fahrgeräusch auch als Attribut für den Komfort stehen. Sowohl die Pkw-Hersteller als auch die Zulieferer in der Automobilindustrie ringen um jeden Preis um leisere Autos. So erweiterte jetzt der Zulieferer Schaeffler mit neuen Prüfräumen sein Akustik-Kompetenzzentrum in Herzogenaurach.
Die Automobilzulieferer können sich längst nicht mehr nur auf einzelne Komponenten festlegen. Sie liefern ganze Systeme an die Automobilhersteller und optimieren deshalb in alle Richtungen. Besonders anspruchsvoll sind die Aufgaben der Akustiker im Segment der Premium-Automobile und bei Nutzfahrzeugen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen der Komfort für die Passagiere zu erhöhen. Es werden aber auch grundsätzlichunangenehme Störgeräusche vermieden. Auch müssen die sich verschärfenden gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden.
Speziell im Bereich der Automobilantriebe liegt der Fokus der Fahrzeughersteller auf Reibungsarmut und Geräuschlosigkeit der einzelnen angelieferten Systemkomponenten. Das gilt von den Lagern bis hin zu Elektromotoren. Mit fortschrittlichsten Prüf- und Analyseverfahren gehen die Ingenieure von Schaeffler den lästigen wie störenden Geräuschen auf den Grund. Die gewonnenen Fakten geben die Richtung vor, wo und wie Geräusche entstehen und wie sie bereits zu Beginn einer Entwicklung abzustellen sind. So gehören beispielsweise Untersuchungen von Luftschall und Vibrationsverhalten bei Fahrzeugantriebssträngen zu den typischen Aufgaben, ebenso bei den Fahrwerken und deren Komponenten wie etwa Kugelgewindetriebe und Wankstabilisatoren.
"Mit dem neuen Akustikzentrum schaffen wir optimale Bedingungen uns noch besser auf die Kundenbedürfnisse einzustellen", erklärt Professor Dr. Peter Gutzmer, Entwicklungsvorstand von Schaeffler. Dr. Alfred Pecher, Leiter Akustik, hebt die technische Ausstattung hervor, wie die hochwertige Luft- und Körperschallsensorik, die Hochgeschwindigkeitskameras und die unterschiedliche Berechnungs- sowie Simulationswerkzeuge inklusive Analysesoftware, die hier zum Einsatz kommen. So werden etwa bei der Vibrometrie mit einem Laser-Doppler-Messgerät die mechanischen Schwingungen quantifiziert.
Das Neuste an den drei Prüfräumen: das "Raum-im-Raum-Konzept". Alle Räume sind auf Federn gelagert und können sich frei vom restlichen Gebäude bewegen. "Durch diese bautechnische Maßnahme ist es gelungen, auch den Eintrag von Außengeräuschen zum Beispiel von vorbeifahrenden Lkw in die Prüfräume auf ein Minimum zu reduzieren und technisch störungsfreie Messergebnisse zu erhalten", so Pecher.
Der hohe Bauaufwand ist immens: Die drei Prüfräume im Quaderformat haben 30 Quadratmetern bis 50 Quadratmetern Grundfläche. Der größte hat ein Gewicht von mehr als 130 Tonnen. Die Mauern der inneren Räumlichkeiten habe eine extrem hohe Dichte, für die spezielle Ziegelsteine aus Schweden verwendet wurden. Zusätzlich sind innerhalb der Prüfräume Decken und Wände mit bis zu 35 Zentimeter dicken akustischen Breitband-Kompaktabsorbern ausgekleidet, um den messtechnisch sensiblen Anforderungen der Akustiker gerecht zu werden. - Heißt doch das Ziel: Kampf um jedes Dezibel, runter mit der Lautstärke um jeden Preis.
Wolfgang Pester/mid mid/wop

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